Meine
Mutter weiß, dass ich fleißig bin und zielstrebig.
Mein
Vater weiß, dass ich viel dafür tue, um gute Noten nach Hause zu bringen.
Meine
große Schwester weiß, dass ich das schwarze Schaf der Familie bin.
Mein
kleiner Bruder weiß, dass ich das Lieblingskind meiner Eltern bin.
Meine
Freunde wissen, dass ich aufgedreht und immer gut gelaunt bin.
Meine
Lehrer wissen, dass ich Jura studieren will.
Meine
Großmutter weiß, dass ich glücklich und selbstlos bin.
Mein
Großvater weiß, dass ich oft launisch und faul bin.
Sogar
Fremde wissen, wer ich bin, wenn sie mich sehen.
Alle
wissen, wer ich bin. Nur ich weiß es nicht.
Warum
glauben alle zu wissen, wer ich bin? Keiner weiß, wer ich bin. Nur ich. Und ist
das nicht das Wichtigste? Warum können sie nicht wissen, wer ich bin? Wer ich
wirklich bin.
Ich
weiß, dass ich ruhig bin. Ich weiß, dass ich Musiker oder Maler werden will.
Ich weiß, dass ich weder das schwarze Schaf der Familie, noch Liebling meiner
Eltern bin. Nur ein flüchtiger, unbedeutender Schatten, der vergeht.
Aber
sie wissen natürlich, wer ich bin.
Warum
sehen sie es nicht? Warum wissen sie nicht, wer ich wirklich bin?
Sie
wissen es nicht, weil sie nicht glauben, was ich ihnen sage. Sie glauben bloß,
was sie glauben wollen. Sie sehen in mir, was sie sehen wollen. Sie wissen, was
sie wissen wollen.
Ich
bin ich. Und wer nicht weiß, wer ich bin, kann mich nicht kennen.
Ich
bin nicht selbstlos. Ich bin egoistisch. Meine Taten sind selbstlos. Meine
Gedanken egoistisch.
Sie
sehen, was sie sehen wollen. Dabei wissen sie nichts.
Aber
sie wissen alle, wer ich bin. Nur ich weiß es nicht.
(Dieser Text ist am 21.3.2017 im Rahmen eines Workshops mit Sarah Berger und Martin Peichl entstanden.)
(Dieser Text ist am 21.3.2017 im Rahmen eines Workshops mit Sarah Berger und Martin Peichl entstanden.)
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