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Neuigkeiten aus der Schulbibliothek / Empfehlungen des Bibliotheksteams / Informationen zu aktuellen Büchern

Tuesday, November 27, 2012

Guy Delisle: Aufzeichnungen aus Jerusalem (Rezension)


Der kanadische Comic-Autor Guy Delisle ist vor allem für seine Reiseberichte bekannt. In seinem jüngsten Band „Aufzeichnungen aus Jerusalem“ erzählt er in einer eindringlichen Kombination aus Bild und Text von seinem einjährigen Aufenthalt in Israel und seinen Erfahrungen mit den Menschen in und um Jerusalem. Auf sehr charmante und neutrale Arte und Weise zeichnet er ein stimmiges Bild der Stadt mit ihrem einmaligen Mix aus verschiedenen Kulturen und Religionen. Natürlich ist auch der Nahostkonflikt ein Thema.

Es ist schwierig, die genaue Wirkung der „Aufzeichnungen“ zu beschreiben. Komische und witzige Momentaufnahmen stehen dicht gedrängt neben nachdenklichen Passagen. Man bekommt beim Lesen ein Gefühl für die vom Autor eingefangene Stimmung vor Ort, man glaubt währenddessen Land und Leute besser kennenzulernen, Verständnis zu entwickeln für ihre besondere Lebenssituation. Guy Delisle gelingt es, viele verschiedene Stimmen und Perspektiven einzufangen. Obwohl das Erzählte sehr autobiographisch ist, nimmt er sich als Person meistens sehr zurück, lässt die Bilder selbst bzw. die Menschen zu Wort kommen, die ihm in diesem einen Jahr begegnet sind.

In einem Interview auf der Buch Wien 2012 hat der Autor seine Comics als „long postcards“ bezeichnet – eine sehr treffende Beschreibung, wie ich finde. Die „Aufzeichnungen aus Jerusalem“ sind jedenfalls eine ganz klare Leseempfehlung! (MP)

Friday, November 9, 2012

Neue Bücher in der Schulbibliothek

Fank Miller: 300




Susanne Scholl: Allein zu Hause



C. S. Lewis: Der König von Narnia (Teil 2 der Chroniken von Narnia)



Manfred Spitzer: Digitale Demenz. Wie wir uns und unsere Kinder um den Verstand bringen




Wolf Haas: Verteidigung der Missionarsstellung



Wolf Haas: Das Wetter vor 15 Jahren



Todd Strasser: whish you were dead




Wednesday, October 24, 2012

Neu: Brett- und Kartenspiele in der Bibliothek

Rory's Story Cubes: 9 Würfel, 54 verschiedene Seiten, über 10 Millionen verschiedene Kombinationen! Ideal für den Fremdsprachenunterricht (z.B. um verschiedene Zeiten zu wiederholen) oder als Schreibanlass für kreative Texte!






Dixit Odyssey: Ein wunderschönes (!) Spiel rund ums Geschichtenerzählen. Enthält viele wunderbare Bildkarten, die sich auch wunderbar als kreative Schreibinputs für den Deutsch- oder Fremdsprachenunterricht eignen!





Werwölfe: Interaktives Spiel für größere Gruppen (5 bis 58 Spieler/innen), auch zum Einsatz mit Schulklassen geeignet (z.B. in der Klassenvorstandsstunde oder im Rahmen von Projekttagen). Die Gruppe wird in zwei Fraktionen aufgeteilt: Werwölfe und Dorfbewohner, die beide ihr eigenes Ziel verfolgen. Um diese Siegbedingungen zu erreichen, ist viel Teamwork gefragt!




7 Wonders: Das preigekrönte Spiel rund um den Bau der verschiednen Weltwunder! Das besondere: bis zu sieben Spieler können gleichzeitig ihre Zivilisationen aufbauen. Nach drei Zeitaltern und ungefähr 30-45 Minuten ist eine Partie zu Ende und die Siegpunkte können gezählt werden. Mit 7 Wonders kann man die 7 Weltwunder und ihre Geschichte spielerisch erleben!



Zug um Zug: Im "Spiel des Jahres 2004"geht es darum, Zugstrecken quer durch die USA zu bauen. Jede Verbindung zwischen zwei Städten bring wertvolle Siegpunkte. Zug um Zug ist durchwegs geeignet, die Geographie der Vereinigten Staaten besser kennenzulernen!



Pandemie: Pandemie war eines der ersten kooperativen Spiele, das weltweit auch kommerzielle Erfolgreich war. Die Spielerinnen und Spieler versuchen gemeinsam vier verschiedene Epidemien zu bekämpfen und ihre weitere Ausbreitung zu verhindern. Das Spiel fördert Teamarbeit und lösungsorientiertes Handeln!



Dominion und Dominion Intrige: Kaum ein anderes Spiel hat ähnlich viel Wirbel in der Brettspiel-Community ausgelöst wie Dominion. Deckbuilding ist das Stichwort, denn Spielziel ist es, sein Starterdeck (bestehend aus 10 Karten) langsam zu erweitern und zu verbesser, um schlussendlich die meisten Siegpunkte zu ergattern. In jeder Partie stehen andere Kartenkombinationen zur Verfügung und die Möglichkeiten, neue Strategien auszuprobieren, sind fast unbegrenzt. Nicht umsonst wurde Dominion 2009 als "Spiel des Jahres" ausgezeichnet.





Siedler von Catan: Der Klassiker unter den Brettspielen! Siedlungen errichten, Straßen bauen, mit seinen Nachbarn verhandeln - das alles bietet das "Spiel des Jahres 1995". Wer es nicht kennt, sollte es kennenlernen!



King of Tokyo: Das Spielprinzip von King of Tokyo ist denkbar einfach. Jede/r Spieler/in übernimmt die Rolle eines riesigen Monsters mit dem Ziel, Tokyo zu zerstören. Die Würfel entscheiden hierbei, ob man Siegpunkte sammelt, die anderen Monster angreifen kann oder seine Wunden heilen kann. King of Tokyo ist so genial wie es einfach ist!



Qwirkle: Im "Spiel des Jahres 2011" versucht man durch geschicktes Anlegen der verschiedenen STeine möglichst viele Siegpunkte zu erreichen. Konzentration und auch ein wenig taktisches Geschick sind hierbei unbedingt notwendig!



Thursday, September 27, 2012

Neue DVDs in der Schulbibliothek

The Story of stuff
Dokumentarfilm (USA 2007): Produkte und ihre Geschichte



The Social Network
Die Entstehungsgeschichte von Facebook als Spielfilm



Krabat
Verfilmung des gleichnamigen Jugendbuchs von Otfried Preußler



Gregs Tagebuch
Verfilmung des Kinderbuchhits


Thursday, September 20, 2012

Reading...

“Reading is one of the most inspiring activities that exist. Not only is it a good way to spend your time. Reading is a journey for the mind, it can take you to the most beautiful and horrible places at the same time, only with words.” (Diana El Nabriss, 7B)

“Books are just a collection of many words. It is up to you what you make out of it.” (Emil Koppensteiner, 7A)

“Reading is a way out of the normal life and a step into a fantasy world.” (Alexandra Podhornik, 7A)

Sunday, September 2, 2012

Wolfgang Herrndorf: Tschick


Es ist Sommer. Ferienzeit. Außenseiter Nr. 1 begegnet Außenseiter Nr. 2. Ersterer heißt Maik Klingenberg, kommt aus einer dysfunktionalen Berliner Familie (Mutter Alkoholikerin, der Vater hat sich verspekuliert) und ist schwer verliebt, schwer frustriert und mindestens genauso gelangweilt. Und außerdem der Ich-Erzähler. Ein scheinbar durchschnittlicher Typ. Unauffällig: „Ich hatte nie einen Spitznamen. Ich meine, an der Schule. Aber auch sonst nicht. […] Wenn man keinen Spitznamen hat, kann das zwei Gründe haben. Entweder man ist wahnsinnig langweilig und kriegt deshalb keine Freunde, oder man hat keine Freunde. […] Es gibt aber auch noch eine dritte Möglichkeit. Es kann sein, dass man langweilig ist und keine Freunde hat. Und ich fürchte das ist mein Problem.“

Der zweite Außenseiter heißt Andrej Tschichatschow. Kurz: Tschick. Er ist Maiks neuer Mitschüler mit russischem Migrationshintergrund. Und diesem zunächst alles andere als sympathisch. Doch als die beiden anscheinend die einzigen sind, die nicht zur großen Party zum Ferienbeginn eingeladen sind, stiehlt Tschick kurzerhand ein altes Auto und nimmt Maik mit auf eine Reise quer durch Deutschland, ohne Ziel, ohne Karte, ohne nachzudenken.

Von hier an entwickelt sich das Buch wie ein Road Movie. Die beiden liefern sich Verfolgungsjagden mit der Polizei und begegnen allen möglichen schrägen Persönlichkeiten. Scheinbar lose werden Episoden an Episoden gehängt, doch in Wahrheit entsteht ein mitreißender Erzählfluss, ohne Umwege aber mit viel Sprachgeschick. Zwischen den Zeilen werden viele große Themen angeschnitten. Die Alkoholsucht der Mutter. Die finanzielle Pleite des Vaters. Vorurteile gegen Ausländer. Sexualität und Homosexualität. Freundschaft. Und die Suche nach dem Ich. Aber keines dieser Themen wird überstrapaziert, keines in den Mittelpunkt gerückt. Sie sind alle da. Zur gleichen Zeit. Nebeneinander. Und ergeben ein stimmiges Ganzes.

Die Stimme des jugendlichen Erzählers ist zuweilen derb, aber ohne aufgesetzt zu wirken. Die Episoden sind unterhaltsam und witzig erzählt. Der Text schafft es, auf den über 250 Seiten nie pathetisch zu werden. Fast beiläufig wird Spannung aufgebaut. Mit großer Leichtigkeit ist es dem Autor gelungen, den Moment des Dazwischens einzufangen. Den Übergang zwischen Kind- und Erwachsenendasein in mehrere eindrucksvolle Bilder zu verpackend. Passend dazu ist die Sprache im Text auch irgendwo dazwischen und kann so Leser aus unterschiedlichen Altersgruppen ansprechen.

Alle diese Qualitäten machen „Tschick“ zu einem ganz besonderen Buch. Wolfgang Herrndorf schickt seine beiden Protagonisten auf eine wundersame Reise durch die deutsche Pampa und die Leser können es sich auf der Rückbank bequem machen, die Fahrt ins Ungewisse miterleben. Manchmal wahnwitzig komisch, dann aber auch wieder sehr berührend. Insgesamt ein sehr schönes Buch, das ich sicher nicht zum letzten Mal gelesen haben werde. (MP)


Wednesday, May 23, 2012

Tamara Bach: Was vom Sommer übrig ist

"Was machst du in den Ferien? Fährst du in den Süden? Mit deinen Eltern, mit Freunden? Hast du einen Job?" - Diese Frage und andere stellen sich die zwei Hauptfiguren in Tamara Bachs „Was vom Sommer übrig ist“. Ein bemerkenswertes Buch über Freundschaft, Erwachsenwerden und Verlorenheit.

Louise ist 17 und hat große Pläne für den Sommer: Führerschein machen, Zeitungen austragen, in einer Bäckerei arbeiten, sich um den Hund ihrer Großmutter kümmern. Der Kontakt zu den einst besten Freundinnen ist abgerissen seit dieser Geschichte mit Paul. Also bleibt viel Zeit.

Die 13-jährige Jana hingegen ist vergleichsweise planlos. Seit dem Selbstmordversuch ihres älteren Bruders Tom wird sie von ihren Eltern kaum mehr wahrgenommen. Sie fühlt sich wie Luft, wird immer unsichtbarer. Niemand bemerkt, wenn sie einmal eine Nacht lang nicht nach Hause kommt. Und weil man ihren Geburtstag vergessen hat, glauben die Eltern noch immer sie sei zwölf.

Als sich Louise und Jana das erste Mal begegnen, können sie noch nicht abschätzen, dass das der Beginn einer Freundschaft ist. Dass sie durch einige zufällige Begegnungen immer mehr erkennen, dass sie jemanden gefunden haben, mit dem sie den restlichen Sommer verbringen wollen. Gemeinsam finden sie zu einer ganz eigenen Sprache.

Wie auch in Tamara Bachs „Marsmädchen“ ist die Sprache des Buches hervorzuheben. Sie ist eingängig, ohne oberflächlich zu sein. Sie ist unbeschwert und leicht, ohne nichtssagend zu werden. Fast scheint es, als wäre es der Autorin gelungen, den Sommer in Sprache einzufangen: „Du kannst im Sommer alles sein, was du willst, kannst Fremdsprachen ausprobieren und erfinden. Der Sommer hat tausend und eine Tür. Und die stehen auf Durchzug, weil es heiß ist.“

Es ist auch eine Geschichte vom Geschichtenerzählen. Dem Leser werden zwei verschiedene Erzählperspektiven angeboten. Beide sehr subjektiv. Beide alles andere als 100%ig verlässlich. Besonders schön ist folgende Passage, die auf eine Begräbnisszene folgt:

„Und das Schlimme ist, dass es weitergeht.
Aber das Gute ist, dass es weitergeht. Und dass keine Geschichte einfach so zu Ende ist.
Dass man immer sagen kann,
und dann
und dann holt man Atem, und es geht weiter.
Denn die Geschichte ist noch nicht zu Ende.“

Vieles wird in „Was vom Sommer übrig ist“ nur angedeutet, offen gelassen. Die Lücken sind vom Leser selbst zu ergänzen, laden ein zu spekulieren, geben dem Buch Raum zum Atmen. Alles in allem ist Tamara Bach auch mit diesem Titel ein sehr ansprechendes Jugendbuch gelungen, das man nur weiterempfehlen kann! (MP)

Monday, May 21, 2012

Anne-Sophie Brasme: Dich schlafen sehen

Anne-Sophie Brasmes Roman Dich schlafen sehen (im französischen Original Respire) erzählt von Abhängigkeit und Besessenheit, von Selbst- und Fremdzerstörung.

Die jugendliche Erzählerin Charlène wächst gut behütet auf, muss aber bald erkennen, dass ihr etwas fehlt, dass sie gegen eine Leere ankämpft, gegen das Gefühl, nicht zu genügen, nichts wert und überflüssig zu sein. All ihre Versuche, an ihrer Schule bekannt und beliebt zu werden, scheitern.

Nach einem gescheiterten Selbstmordversuch kümmert sich die von allen begehrte Mitschülerin Sarah um Charlène, macht sie zu ihrer besten Freundin und gibt ihr damit eine Identität, einen Platz im Leben. Charlène bemerkt zu spät, dass sie immer abhängiger wird von Sarah, dass sie nur in ihrem Schatten existiert, sie ihr komplettes Leben nach ihr ausgerichtet hat und mittlerweile bereit ist, jede Demütigung und Erniedrigung über sich ergehen zu lassen.

Nach einigen gescheiterten Versuchen beschließt Charlène sich aus der schmerzhaften Abhängigkeit zu befreien. Sich endgültig von Sarah zu lösen. Für immer. Doch diese Befreiung wird ein Opfer fordern…

Dich schlafen sehen entwickelt auf seinen nicht ganz 200 Seiten einen ganz einzigartigen Sog auf die Leserin / den Leser. Obwohl von Anfang an klar ist, wo die Geschichte enden wird, bleibt das Wie spannend bis zum Schluss. Mit ihrer eindringlichen Sprache schafft es die Autorin die psychologische Abhängigkeit und die Besessenheit der Erzählerin eindrucksvoll in glaubhafte Bilder umzuwandeln. Eine ganz klare Leseempfehlung für alle Jugendlichen ab der Oberstufe! (MP)


Michael Köhlmeier: Die Nibelungen neu erzählt

In diesem Buch erzählt Michael Köhlmeier das klassische Nibelungenlied auf erfrischende Art und Weise neu.

Die Geschichte beginnt am Hof zu Worms, wo der entscheidungsschwache König Gunther versucht sein Reich gegen Angriffe von außen zu verteidigen. Langfristig scheint das Überleben des Reiches nur durch eine geschickte Verheiratung von Gunthers Schwester Kriemhild gesichert werden zu können.

An dieser Stelle beginnt Köhlmeier die Geschichte von Siegfried zu erzählen, der durch ein Bad im Drachenfett [sic!] scheinbar unverwundbar wird. Siegfried wirbt in weiterer Folge um Kriemhild und muss bis zur Verheiratung mit ihr noch einige Abenteuer bestehen. Siegfrieds und Kriemhilds Glück weckt allerdings auch die Missgunst von Neidern und Intriganten. Diese planen die Ermordung von Siegfried und so nimmt die Geschichte ihren blutigen Lauf.

Meiner Meinung nach wird die Geschichte von Siegfried und Kriemhild, Gunther und Brünhild sowie dem Intriganten Hagen sehr gut erzählt, weil es Köhlmeier immer wieder schafft, die sagenhaften Geschichten in die Gegenwart zu projizieren. Besonders hervorstreichen möchte ich, dass ich während des Lesens oft das Gefühl hatte, eine Geschichte erzählt zu bekommen, und nicht sie selbst zu lesen. (TW)


Michael Köhlmeier: Die Nibelungen neu erzählt



Wednesday, April 11, 2012

Ernest Cline: Ready Player One

„Ready Player One“ angemessen zu beschreiben ist keine leichte Aufgabe. Auf der einen Seite handelt es sich um einen spannenden Science Fiction-Roman, der überquillt mit Anspielungen auf Computerspiele, Filme und Musik der 80er. Auf der anderen Seite spielt das Buch mit der Möglichkeit, dass wir Menschen in der fernen Zukunft vielleicht einmal mehr Zeit in einer virtuellen als in der echten Welt verbringen. Dadurch wird eine große Frage gestellt: Wie echt sind unsere virtuellen Welten? Was unterscheidet sie von dem, was wir gemeinhin als Realität bezeichnen?

Die Welt in „Ready Player One“ ist von einer Energiekrise erschüttert. Die natürlichen Ressourcen des Planeten Erde sind aufgebraucht. Viele Menschen sind arbeitslos und leben in übereinander gestapelten Containern. Viele flüchten sich in die „Oasis“, eine virtuelle zweite Realität, in der man völlig anonym einen Avatar erstellen kann, um sich ein zweites Leben aufzubauen.

Auch der Protagonist Parzival verbringt den Großteil seiner Zeit online, geht in der „Oasis“ zur Schule und seinen einzigen Freund kennt er auch nur aus dem virtuellen Chatroom. Als der Erfinder der „Oasis“ stirbt, ändert sich Parzivals Leben schlagartig. Der Programmierer der erfolgreichen Lebenssimulation will sein Vermögen nämlich der Person vermachen, der es gelingt, drei gut versteckte Schlüssel zu finden. Jeder dieser Schlüssel öffnet ein verborgenes Tor, hinter dem eine Herausforderung auf die Spieler wartet. Parzival macht es sich zur Lebensaufgabe, diese Schlüssel zu finden. Aber er ist nicht alleine. Ganze Organisationen haben es sich zum Ziel gesetzt, diese „easter eggs“ vor allen anderen zu entdecken. Und sie schrecken auch vor keinen Methoden zurück…

„Ready Player One“ ist ein spannendes Buch, aber sicher nicht für jeden Leser geeignet. Eine gewisse Affinität für Videospiel bzw. Online-Rollenspiele ist sicher von Vorteil. Aber auch für Nicht-Spieler ist die beschriebene Welt interessant genug, zumindest einen Kurzausflug zu wagen. (MP)

Web-Tipp: http://www.readyplayerone.com/

Janne Teller: Krieg. Stell dir vor, er wäre hier

Krieg in Europa. Deutschland im Konflikt mit der restlichen Euro-Zone. Die Menschen stehen vor dem nichts. Bombenangriffe erschüttern die Städte. Das alltägliche Leben ist zusammengebrochen, nichts ist mehr wie vorher. Kein fließendes Wasser, keine ausreichende medizinische Versorgung . Viele Menschen denken an Flucht, versuchen ihr Glück in den arabischen Ländern. Müssen dort jahrelange Asylverfahren ertragen, sich in eine neue Kultur einleben. Man begegnet den Flüchtlingen aus Europa mit vielen Vorurteilen: „Arbeiten können sie auch nicht. Sie können kein Arabisch und sind es nicht gewöhnt zuzupacken. Flüchtlinge aus Europa können nichts anderes als in Büros sitzen und Papiere umdrehen.“

Janne Tellers „Krieg“ ist ein Gedankenexperiment. Durch den vollzogenen Perspektivenwechsel wird dem Leser klar, was es heißt ein Kriegsflüchtling zu sein. Im Stil einer Du-Erzählung („Du bist noch unversehrt, aber du hast Angst. […] Jedes Mal, wenn es irgendwo kracht, zuckst du zusammen. Wie viele deiner Freunde wurden dieses Mal getroffen?“) werden die Themen Krieg und Migration auf eine sehr eindringliche Art und Weise behandelt. „Krieg“ ist ein Buch, das zum Nachdenken anregt. Ein Buch, das man unbedingt gelesen haben sollte. Mindestens einmal. (MP)


Dazu der passende Web-Tipp: http://www.janne-teller-krieg.de/

Friday, March 23, 2012

Andreas Steinhöfel: Trügerische Stille

„Trügerische Stille“ von Andreas Steinhöfel ist eine Reise ins Ungewisse. Denn wohin der Roman will und was sein eigentliches Thema ist, eröffnet sich dem Leser erst nach der ersten Hälfte des Textes, als sich schlagartig das gemächliche Erzähltempo steigert und man schließlich atemlos auf der letzten Seite ankommt.

Zentrum des Romans ist der jugendliche Erzähler Logo und um ihn herum seine Familie. Und jedes Familienmitglied hat seine eigene Geschichte zu erzählen. Die Großmutter, deren Mann traumatisiert aus dem zweiten Weltkrieg zurückgekommen ist, die Eltern, die Angst vor Gefühlen und zu viel Nähe zu haben scheinen, die ältere Schwester, die um ihre Selbstständigkeit kämpft und die Zwillinge – sie alle spielen ihre kleinen aber wichtigen Rollen.

Passenderweise beginnt alles mit einem gemeinsamen Urlaub. Die Sachen werden gepackt und man fährt zu einem See, will dort ein wenig segeln, schwimmen, in der Sonne herumliegen. Schon auf der Hinfahrt, kurz vor der Ankunft, kommt es zu einer im weiteren Verlauf bedeutungsschweren Begegnung mit einer anderen Familie und ihrer Tochter: Carla. Obwohl Logo sie nur kurz sieht, geht sie ihm nicht mehr aus dem Kopf. Wenig später findet er heraus, dass das Mädchen nur ein paar Hütten weiter am See Urlaub macht.

Als er sie näher kennenlernt, ergeben sich Ungereimtheiten. Was macht sie voll bekleidet im See? Warum wirft sie rote Rosen ins Wasser? Und warum zitiert sie dieses eine traurige Gedicht? Als Logo anfängt zu begreifen, ist es schon fast zu spät…

Was ist „Trügerische Stille“? Ein Thriller? Ein Familienroman? Eine Liebesgeschichte? Es ist nicht leicht, den Text einordnen zu wollen. Man weiß nie so genau, warum die Stille so trügerisch ist oder welche Wendung die Handlung nehmen wird. Wer sich auf diese bereits angesprochene Ungewissheit einlassen kann, den erwartet eine Geschichte, wie sie das Leben schreiben könnte. Sehr zugespitzt vielleicht und auch ein wenig konstruiert, das muss man an dieser Stelle einräumen, aber nichtsdestotrotz ein Eintauchen in die ruhige Oberfläche des Textes wert. (MP)

Zweitrezension:

In dem Buch „Trügerische Stille“ von Andreas Steinhöfel geht es um Freundschaft, Vertrauen und dunkle Geheimnisse.Es wird von einem 14-jährigen Jungen und seiner Familie erzählt. Der Junge heißt Lobegott, wird aber Logo genannt.

Die Familie Fäber beschließt für drei Wochen ihre Ferien in Waldensee zu verbringen. Als sie dort angekommen, freundet sich Logo mit einem Jungen namens Arnie an. Während die Jugendlichen im See schwimmen, entdeckt Logo das wunderschöne Mädchen Carla, doch von Anfang an ist Logo klar, dass das Mädchen ein dunkles Geheimnis mit sich trägt. Aber worum es sich genau handelt, erfährt Logo nachdem er bemerkt hat, dass Carla Striemen oberhalb der Schulterblätter hat. Sie erzählt ihm, ihr Vater habe das getan. Als Logo nachfragt, sagt sie nur:
„Es wird nie wieder vorkommen. Es war das letzte Mal, dass er mich geschlagen hat. Meine Eltern haben einen festen Schlaf. Todesstille.“

Das Buch ist für Jugendliche geschrieben, was man am Schreibstil erkennen kann. Ich persönlich fand das Buch sehr spannend und mysteriös zugleich. Das Ende hat mich jedoch sehr überrascht und hat mir fast das Herz gebrochen. Ich fand die Schreibweise und die Wortwahl des Autors sehr treffend.

Ich würde das Buch mit 9 von 10 Punkten bewerten. (SC)

Inhalt: 10
Sprache: 9
Erzähltempo: 7
Charaktere: 10
Coverdesign: 6


Tuesday, March 20, 2012

Tamara Bach: Marsmädchen

In dem 2003 erschienenen Buch „Marsmädchen“ skizziert die Autorin Tamara Bach auf sehr eindringliche und nahegehende Art und Weise die Gefühlswelt der 15jährigen Erzählerin Miriam. Die Textspirale dreht sich um die Themen Freundschaft, erste Liebe und das Bedürfnis, einen Platz im Leben zu finden.

„Ich bin Miriam. Ich bin müde. Und das war es. […] Stell dir ein Mädchen vor. Eine mit Begabungen, eine, die strahlt, nach der man sich umschaut. Der man hallo sagt und lächelt. Und dann stell dir eine vor, die niemand mag, weil sie vielleicht irgendwie stinkt oder eine komische Lache hat. Ich bin dazwischen.“ – So lernen wir die Erzählerin Miriam auf den ersten Seiten von „Marsmädchen“ kennen. Sie ist auf der Suche. Nach den richtigen Freunden, nach ihrem Platz, nach sich selbst. Und dann lernt sie Laura kennen. Eine neue Mitschülerin. Die beiden kommen sich näher und nach 80 Seiten erreicht die Spannung zwischen ihnen einen Höhepunkt: „Ein Mädchen küsst dich nach einer wunderschönen Nacht. a) Danach ist alles nur noch wunderschön. Das Leben ist herrlich. b) Du denkst zu viel. c) Das war ein Versehen. Das muss ein Versehen gewesen sein.“ Der zweite Teil des Buches beschreibt das folgende Durcheinander, die Zweifel, die Sehnsucht, die Unsicherheit. Die Freundinnen gehen auf Distanz, wissen nicht wie sie umgehen sollen mir ihrer Verliebtheit.

Die etwa 150 Seiten Text bestechen durch eine einfache und gleichzeitig sehr poetische Sprache. Vieles wird ausgesprochen, aber auch das Schweigen findet seinen Platz zwischen den Zeilen, zwischen den Kapiteln. Die Musik, die für die Erzählerin und ihre Freunde eine wichtige Rolle spielt, wirkt wie in die Sätze eingeflochten, wie eine Art Soundtrack, der im Hintergrund läuft, mal lauter, dann wieder leiser. All diese Qualitäten machen „Marsmädchen“ zu einem bemerkenswerten Beispiel gelungener und aktueller Jugendliteratur! (MP)


Thursday, February 16, 2012